Wer auf der Suche nach einer erfolgreichen Lerntechnik ist, sollte zuerst wissen, wie der Mensch lernt, um daraus im Umkehrschluss die für ihn passende Lerntechnik auszuwählen.
Die Lerntypentheorie
Die Lerntypentheorie geht auf Frederic Vester zurück, der im Jahre 1975 ein Buch mit dem Titel „Denken, Lernen, Vergessen – Was geht in unserem Kopf vor, wie lernt das Gehirn und wann lässt es uns im Stich?“ veröffentlichte. Der Ansatz von Vester beruht auf der Theorie, dass Menschen unterschiedlich lernen und durch die Erkenntnis, zu welchem Typ man gehört, sich Wissen einfacher erwerben lässt. Dafür gibt für jeden Lerntyp passende Lerntechniken. Man geht davon aus, dass die dem Lerntypus entsprechenden Lerntechniken beim Aufnehmen, Verknüpfen und Speichern von neuen Lerninhalten helfen.
Die 4 Lerntypen nach Vester
Die Lerntypentheorie unterscheidet zwischen auditiven, visuellen, haptischen und verbal-abstrakten Typen. Dabei wird davon ausgegangen, dass die meisten Menschen einem Mischtypus angehören.
1. Auditiv – Lernen durch Hören
Vertreter des auditiven Typus können leicht gehörte Informationen aufnehmen, behalten und wiedergeben. Mündlichen Erklärungen kann gut gefolgt werden. Mündliche Inhalte werden schnell und einfach verarbeitet.
2. Visuell – Lernen durch Sehen
Der visuelle Lerntyp lernt am besten durch Lesen, Grafiken und Bilder. Nebengeräusche, wie Musik, werden von diesem Lerntyp häufig als störend empfunden. Er besitzt im Regelfall ein gutes fotografisches Gedächtnis und kann sich erinnern, wo er eine gesuchte Information schon mal gelesen oder gesehen hat.
3. Kommunikativ – Lernen durch Gespräche
Der kommunikative Typ lernt durch Diskussionen und Gespräche. Er benötigt die sprachliche Auseinandersetzung und erklärende Dialoge.
4. Motorisch – Lernen durch Bewegung
Dieser Lerntyp entspricht dem „learning by doing“. Er muss Lernstoff durchführen können, dann kann er diesen auch nachvollziehen, verstehen und behalten.
Aus Vesters Theorie hat sich die moderne Unterrichtsmethode des ganzheitlichen Lernens herausgebildet.
Ganzheitliches Lernen – Lernen mit allen Sinnen
Je abwechslungsreicher der Lernstoff präsentiert wird, umso einfacher können sich ihn die meisten Menschen aneignen. Man geht heute von folgender Statistik aus:
• Hören erreicht 20%
• Sehen erreicht 30%
• Sehen und Hören 50%
• Sehen, Hören und Diskutieren 70%
• Sehen, Hören, Diskutieren und eigenes Ausführen 90%
Zu diesem Lernkonzept gehören die heutigen fachübergreifenden Lern- oder Studienwochen. Ein Thema, zum Beispiel „Die Französische Revolution“, wird in mehreren Fächern gleichzeitig – in dem Fall z.B. Geschichte und Französisch – behandelt. Ein solches fächerübergreifendes Lernen ermöglicht den Lernenden, den Lerninhalt ohne Störungen und sehr intensiv in kürzester Zeit von allen Seiten mit allen Methoden wahrzunehmen.
Handlungsorientiertes Lernen
Handlungsorientiertes Lernen wird auch gerne als Erlebnispädagogik bezeichnet. Wobei diese Bezeichnung irreführend ist, denn auch ein Praktikum oder eine Assistenz entsprechen handlungsorientiertem Lernen. Bei dieser Methode geht es um Fühlen, Wahrnehmen und eigenes Ausführen.
Selbstständiges lernen – Lerntechniken entsprechend dem Lerntyp
Wenn Sie sich in einem oder mehreren Lerntypen wiedererkannt haben, brauchen Sie nur noch Lerntechniken, die für Ihren Mischtypus oder – was eher selten sein wird – reinen Lerntypus empfohlen werden.
Der auditiv Lernende bevorzugt eher klassische Lerntechniken. Für auditiv Lernende macht es Sinn, den Lehrstoff mit eigenen Worten wiederzugeben. Dies kann mit Hilfe einer schriftlichen Zusammenfassung für den Eigengebrauch stattfinden oder durch Abschreiben der wichtigsten Informationen eines Lehrstoffes.
Visuell Lernenden sind Lerntechniken wie Stichwortlisten, Bilder oder Mindmaps eingängigsten. Visuell Lernende können sich Stichworte auf Post-it aufschreiben, diese an den Kühlschrank kleben und die Stichworte werden einfach abrufbar sein. Visuelle Lerntypen kommen auch sehr gut mit dem Unterstreichen von wichtigen Informationen in Büchern zurecht. Eselsbrücken findet der meistens kreativ Lernende schnell und behält sie auch.
Für kommunikative Lerntypen eigenen sich Lerntechniken wie Karteikärtchen mit Fragen zum Lernstoff. Das Quizformat kommt dem kommunikativ Lernenden als Lerntechnik sehr entgegen. Die beste Lerntechnik ist für solche Menschen das Lernen zu zweit oder in einer kleinen Gruppe.
Dem haptischen Lerntypus helfen Lerntechniken wie das Umsetzen des Lernstoffes anhand praktischer Dinge im Alltag. Dazu hilft auch Bewegung; lernen kann man auch im Park an der frischen Luft oder mittels selbst erstellter MP3 Texte, die man sich auf einer Fahrradtour anhört.
Egal für welche Lerntechnik man sich entscheidet, es sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass die meisten Lernenden Mischtypen sind. Man kann und sollte die verschiedenen Techniken ausprobieren und vermischen.